Noch einmal die großen Augenblicke erleben. Das Hinspiel des UEFA-Cup-Endspiels von 1975 gegen Twente Enschede. Oder den Triumpf vier Jahre später gegen Roter Stern Belgrad. Momente, für die treue Anhänger vom VfL Borussia Mönchengladbach eine halbe Stunde ins benachbarte Düsseldorf reisen müssen. Denn im Europapokal zog die Borussia regelmäßig ins größere Rheinstadion um.
Doch auch dort lässt sich nur mit viel Fantasie in Erinnerungen an Vogts, Simonsen oder Heynckes schwelgen. Das Rheinstadion wurde 2002 abgerissen und durch eine „Mehrzweckhalle“ (Wikipedia) ersetzt. In Mönchengladbach hat man dagegen den modernen Borussia-Park an anderer Stelle hochgezogen. Die Zeugen Bonhofs müssen in den Stadtteil Eicken fahren, um an ihre alte Pilgerstätte zurückzukehren.
Dafür brauchen sie ein dickes Fell. Ein Neubaugebiet steht dort, wo es 1971 erst zum berühmten Pfostenbruch kam und im selben Jahr „die berühmteste Cola-Dose der Fußballgeschichte“ auf die Reise ging. Häuser drängen sich heute so dicht aneinander wie früher die Zuschauer bei den Krimis gegen die Bayern. Zwischen 1968 und 1977 machten allein diese beiden Mannschaften die Deutsche Meisterschaft unter sich aus.
Der Bökelberg war eines der schönsten Stadien, die es je gab mit seinen drei Stehtribünen.
Reinaldo Coddou H. (»11 Freunde«-Mitbegründer und Stadionfotograf) in der »Frankfurter Allgemeinen«
Als das Stadion geschaffen wurde, hieß Mönchengladbach noch München-Gladbach. Im September 1919 eröffnete man den damals hochmodernen Sportplatz an der Bökelstraße, der in eine bereits 1914 erworbene Sandgrunde gebaut wurde (der Erste Weltkrieg verhinderte einen früheren Ausbau). In den Fünfzigerjahren spielte die Borussia meist in der Oberliga West. Zu Beginn der Sechzigerjahre zog man gerne ins neue Grenzlandstadion der Nachbarstadt Rheydt um, da es am Bökelberg keine überdachten Sitzplätze gab und die steilen Ränge glitschig und gefährlich waren. Albert Brülls war das Aushängeschild des Vereins, 1960 holte man den DFB-Pokal und die Stadt stimmte dem Stadionumbau zu, da die Borussia endgültig nach Rheyd abzuwandern drohte.
75 Prozent Stehplätze
Zwei Jahre später weihte man den „neuen“ Bökelberg ein, der fast 30 000 Plätze – davon über 25 000 Stehplätze – bot. Doch auch in der Folge war weiterhin unklar, ob nicht doch das (größere und überdachte) Grenzlandstadion die Heimat der Fohlen werden sollte. Der Stadtrat gab nach, Mitte der Sechziger wurde eine überdachte Tribüne errichtet, der Ostwall erhöht, die Südostkurve ausgebaut, ein fernsehgerechtes Flutlicht errichtet (das 1979 durch ein neues ersetzt wurde) und Parkraum geschaffen. Der Bökelberg war jetzt für 32 000 Zuschauer zugelassen.
Dass aus dem kleinen Graben, den die Bayern und die Borussia noch in den Siebzigerjahren trennte, eine riesige Schlucht wurde, hing auch mit den Stadionverhältnissen am Niederrhein zusammen. Während die Bayern im modernen Olympiastadion 1,2 Millionen DM pro Heimspiel einnahmen, musste sich der VfL mit 250 000 DM begnügen. Auch andere Vereine profitierten von ihren restaurierten Stadien, die im Zuge der WM 1974 entstanden. (Christoph Ullrich vom Blog „Halbangst“ widerlegt These in diesem Artikel.)
Aus der Zeit gefallen
Als Deutschland zum dritten Mal Weltmeister wurde, sprach man erstmals darüber, den Bökelberg zu ersetzen. „Weiterhin blättert vom ältesten Stadion der Bundesliga der Putz“, schrieb auch der Reiseführer 1 000 Tips für Auswärtsspiele 1995 in seiner überarbeiteten Auflage.
Wer heute den Bökelberg vermisst, der verklärt entweder die Erinnerung oder sieht es wie die Macher der Seite Gone but not forgotten:
Natürlich warst du nicht mehr zeitgemäß. Aber schön. Schönheit ist mehr als bunte Sitze und schließbare Dächer.
Am 7. März 2006 wurde der Bökelberg gesprengt. Da spielte die Borussia bereits seit zwei Jahren im neuen Borussia-Park.
Anschrift: Bökelstraße 132 – 146, 41063 Mönchengladbach
Internet: http://www.gone-but-not-forgotten.de| Letzter Spieltag Bökelberg – Christoph Buckstegen
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